Mittwoch, 22. Februar 2012

Erste Tage in den Social Media

Jetzt will ich es aber wissen. Um den Durchblick zu bekommen, habe ich mich  erst mal (fast) überall zu  angemeldet. Bei XING und Google+ war ich schon. Ich habe mir einen Facebook- und einen Twitter-Account zugelegt. Dabei muss ich sagen, es macht Spaß, dem Gezwitscher, Geplapper zu folgen. Es sind viele interessante Leute und Organisationen unterwegs. Die neueste Infos bekommt man hier oft aus erster Hand. Ich bin ab sofort bestens informiert. Aktueller als Radio und Fernsehen. Nur - ungefiltert.

Die Wahrnehmung in den Medien ist eine politische. Politische Themen scheinen eine sehr hohe relevanz zu haben. Hier kommen die meisten Nachrichten hoch. Themen wie Wulff, Gauck, ACTA sind die dominierenden. Vielleicht liegt es aber auch an meinem Bewegungsprofil durch das Netz , durch das mir die Themen angeboten werden. Ich erhalte wenig über Sport oder Unterhaltung. Bei Anderen ist vermutlich anders.

So. Das war - nach den "Düsterpostings" - mal was anderes. Unter Müdigkeit dahin getippt. Ich denke, ich werde in den nächsten Tagen dazu mal was Strukturierteres schreiben. Etwas über meine aktuellen Erfahrungen als Netizen.  

Samstag, 18. Februar 2012

Fiktion: Verbaute Zukunft

Jennifer hat jetzt schon zwei Jahren ihren Realschulabschluss in der Tasche. Seitdem hat sie bereits 80 Bewerbungen geschrieben. In den meisten Fällen bekam sie noch nicht einmal eine Absage. Sie war jedoch noch nie zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen worden.
Jennie entschließt sich, ihre Bewerbungsunterlagen bei ihrer Arbeitsagentur überprüfen zu lassen. Dazu macht sie einen Termin bei Herrn Schulte, ihrem zuständigen Berufsberater.
Herr Schulte sieht mit Jennifer zusammen, die Unterlagen durch. Mit einem Notendurchschnitt von 1,7 auf dem Abschlusszeugnis müsste sie doch eigentlich auf den vorderen Rängen bei den Personalern sein. Auch ihre Anschreiben und die Form des Lebenslaufs hat Jennifer im Laufe der Zeit immer wieder optimiert. Herr Schulte kann Jennifer zwar noch ein paar zusätzliche Tipps geben; er kann aber dennoch nicht erklären, warum sie bisher noch nicht einmal bis zum persönlichen Gespräch durchgedrungen war. Er bietet ihr an, noch genauer zu prüfen und sich mit ihr in zwei Wochen noch einmal zu treffen.

Zwei Wochen später sitzt Jennifer wieder im Büro von Herrn Schulte. Herr Schulte macht einen angespannten Eindruck. Er eröffnet Jennifer, dass ihr Internetprofil leider nicht sauber sei. Im Internet sind reichlich Spuren vorhanden, nach der Jennifer der rechtradikalen Szene zugerechnet werden könnte. Jennie ist entsetzt. Sie kann sich aber vorstellen, wie es dazu gekommen war: 
Mit 15 Jahren verkehrte sie häufig mit Lukas. Lukas war zu der Zeit 17 und gehörte einer Skinheadgruppe an. Auch hatte er einige Freunde aus rechten Kameradschaften. Jennifer fand diese Jungs damals ziemlich cool. Sie verabredete sich mit ihnen oft über Facebook. Dabei trafen sie sich häufig in  einschlägig bekannten Kneipen und Treffs. Außerdem machte sie Fotos und postete sie an ihre Freunde aber auch öffentlich. Auf einigen Fotos waren unter anderem verfassungsfeindliche Symbole zu sehen.
Politisch hat sie sich im Internet nie schriftlich geäußert. Nach einiger Zeit wurde der Kontakt zu Lukas weniger und riss schließlich komplett ab. 
Inzwischen engagiert sich Jennifer bei einer christlichen Jugendgruppe. Sie hat sich nicht in den rechtsradikalen Bann hineinziehen lassen und schämt sich inzwischen für diesen Ausrutscher. Sie löschte auch alle entsprechenden Fotos von ihrem Facebook-Konto. Leider erscheinen diese Fotos und Posts aber immer noch, wenn man ihren Namen in eine Suchmaschine eingibt. Das Internet "vergisst" nur sehr langsam.

Abschlussbemerkung
Natürlich sind alle Namen und Tatsachen frei erfunden.

Links
http://www.channelpartner.de/channelcenter/security/2383909/index.html

Dienstag, 14. Februar 2012

Fiktion: Nachteile von Minderheiten

Hier nun die Beschreibung meines erstes Szenarios.


Beginn Szenario
Theo ist 29 Jahre alt und homosexuell. Für Ihn war es selbstverständlich, sich früh zu outen. Seine liberal eingestellten Eltern hatten auch keine Probleme mit seiner Homosexualität. Als junger Mensch ist er im Jahr 2015 selbstverständlich auf Facebook gut vernetzt. Auch Google+ nutzt er aktiv. Er verwendet gerne die Check-In Funktionen, um seinen Freunden und Bekannten mitzuteilen, in welchen Clubs er sich aktuell aufhält. Über sein Smartphone kann er mit einem Klick an einem beliebigen Ort "einchecken". So entsteht ein Bewegungsprofil, dass er bewußt auf seine Freunde eingeschränkt hat. Außerdem tauscht er auch gerne mit gleichgesinnten Informationen über gute Schwulentreffs aus.

Als Modedesigner eines bekannten Labels ist Theo häufig weltweit unterwegs. Nächsten Monat ist wieder eine große Modemesse in den USA an der Theo teilnehmen soll. Leider wird daraus aber nichts. Eines morgens steckt nämlich der ablehnenden Bescheid seinen Visumantrages in seinem Briefkasten. Ihm war die Einreise in die USA untersagt worden. Was war geschehen?

Seit die Republikaner um Mitt Romney 2013 in den USA die Obama-Administration ablösten und auch satte Mehrheiten in Senat und Repräsentantenhaus hatten, wurden einige einschneidende und ultrakonservative Gesetze erlassen. Darunter auch das in den Medien sogenannte Antischwulengesetz. Die Republikaner wollten mit dem Gesetz verhindern, dass Personen mit "abartigen Neigungen" Einfluss in der Gesellschaft haben sollen. Das Gesetz sieht auch weitreichende Einreisebeschränkungen vor. Zum Beispiel sollen homosexuelle Personen bis auf weiteres nicht mehr in die USA einreisen dürfen. 

Um Visumsanträge und Lebensläufe zu prüfen, wurde speziell der Governmental Access Act verabschiedet, der Betreibern von großen, personenbezogenen Datenbasen zwingt, den Behörden uneingeschränkten Zugang zu ihren Daten zu ermöglichen. Das betrifft auch Google und Facebook. 
Um eine Person als unerwünscht zu deklarieren, wurde ein spezieller Score entwickelt, der Menschen einen Wert zuordnet und somit eine Wahrscheinlichkeit der Erwünschtheit ausdrückt. Der Wert errechnet sich nach einem statistischen Clusterverfahren, dass den Abstand zu sogenannten Prototypen misst. Ein Prototyp repräsentiert hier die zu 100% unerwünschte Person. Je näher ein Lebenslauf nach einem Distanzmaß dem Prototyp kommt, um so wahrscheinlicher ist er folglich unerwünscht.

Durch seine Posts und Check-Ins bei Google+ und Facebook wurde Theo ein Wert von 0,93 zugewiesen. Dieser Wert lag über dem Schwellwert von 0,84, ab dem die Einreise in die USA zu verhindern ist. Es half ihm auch nichts, dass er seine privaten Aktivitäten nur seinen Freunden sichtbar gemacht hatte. Der Zugriff auf die gesamte Datenhaltung umgeht alle Zugangsbeschränkungen.

Abschlussbemerkungen
Das beschriebene Szenario ist bewusst überzeichnet. Den homosexuellen Mann kann man beliebig ersetzen, durch andere Minderheiten wie, Frauen die abgetrieben haben, Menschen, die Urheberrechte verletzt haben, Frauen, die die Pille nehmen, Männer, die Kondome benutzen und vieles mehr.
Die Beschreibung soll auch dafür sensibilisieren, dass hehre Ziele, wie Google's "Don't be Evil" nur möglich sind, wenn Einfluss mächtiger Dritter, wie etwa des Staates das zulassen.
Dass Freiheiten derart eingeschränkt werden ist vielleicht nicht wahrscheinlich aber denkbar und vor allem durch die Vernetzung möglich. Wie der beschriebene, fiktive Fall zeigt, unter anderem abhängig vom Good Will eines Staates. Durch die globalisierte Vernetztheit hätte das dann auch, wie in diesem Fall, Auswirkungen auf die Freiheit von Menschen anderer Staaten.

Was ist Medienkompetenz?

Letzte Woche war ein Eltern-Workshop in der Schule meiner Tochter. Es ging um mögliche Mitarbeit von Eltern in der Gestaltung der Schule. Nach Diskussionen und guten Ideen rückte das Ende der Veranstaltung näher. Kurz bevor der Hausmeister uns rausschmeißen wollte, stellte ich kurz in den Raum, ich könne doch mal was zum Thema Medienkompetenz machen. Irgendwas zu Facebook und Co. Was, sei mir noch nicht klar aber als Diplom-Informatiker hätte ich doch zumindest einen technischen Überblick. Die Reaktionen der teilnehmenden Mütter (ich war der einzige Mann) waren enorm.

Eltern wollen Aufklärung
"Auf jeden Fall." "Ich soll so was unbedingt anbieten." Zum nächsten Termin wollen wir das "Wie" konkretisieren. Mir wurde klar, ich habe einen Nerv getroffen. Eltern stehen offenbar hilflos der enorm raschen Entwicklung der sozialen Vernetzung gegenüber. Sie sind überfordert mit der Technik mit der Sohnemann oder Töchterchen wie selbstverständlich umgeht und verunsichert von den ständigen Warnungen von Politik und Medien.

Ich beschloss daher, mich dem Thema weiter zu nähern. Ich selbst benutze die modernen Medien und ich behaupte ich habe auch ein tiefes Verständnis der technischen und mathematischen Zusammenhänge. Was sind aber die möglichen Gefahren vor denen Datenschützer warnen? Immer wieder ist Facebook oder auch Google in deren Visier. Das immer wieder propagierte Klischee, umfangreich erstellbare Datenprofile von mir würden mir mehr Werbung ins Haus bringen, überzeugt mich jetzt noch nicht als die Gefahr für meine Kinder. Nach einigem Nachsinnen, fallen mir aber doch Szenarien ein, die ich für bedenklich halte.

Fiktionen im Weblog sammeln
Ich möchte daher die Mittel der Sozialen Netze nutzen, Zukunftsszenarien zu sammeln. Bitte versteht mich nicht falsch; ich möchte niemanden die Errungenschaften moderne Technologie mies machen. Es geht mir aber um Medienkompetenz. Es geht mir darum, dass meine Kinder später wissen, was sie von sich preis geben wollen und was sie besser nicht sollten. Es geht mir darum, Eltern mitzugeben, worauf sie achten sollten. Und es geht mir darum, die Themen kritisch zu diskutieren.

Ich lade alle ein, sich an der Diskussion zu beteiligen.